Die Eröffnung des Meister Training Centers am 7. Juni 2019 in Kosovos Hauptstadt Pristina erfolgte im Beisein namhafter Vertreter aus Wirtschaft, Bildung und Politik. Die Präsenz der Minister für Bildung und Technologie sowie Arbeit und Soziales machte die Relevanz der neuen Einrichtung für das Land deutlich. Daneben waren die Botschafter Deutschlands, der Schweiz und Österreichs gekommen und richteten auch einige Worte an die Anwesenden. Denn die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ, Helvetas Swiss Intercooperation und EYE („Enhancing Youth Employment“) aus der Schweiz sowie die Austrian Development Agency ADA haben maßgeblich zur Verwirklichung der Berufsbildungsstätte beigetragen.

Lücke geschlossen

Hausherr Hysni Ymeri hieß die Gäste willkommen. Der in Griechenland ausgebildete Betriebswirt und Unternehmer hat mehrere Aufzugs- und Rolltreppenfirmen sowie eine Hausinstallationsfirma gegründet, für den Kosovo und Albanien ist er exklusiver Kooperationspartner des griechisch-deutschen Lifte- und Aufzügeherstellers Kleemann. Vor zwei Jahren startete Ymeri in Pristina ein kleines Trainingszentrum für seine Mitarbeiter. Bald sondierte er Möglichkeiten für einen größeren Wurf, stellte die Mittel auf und errichtete an einem gut erreichbaren Standort an der Peripherie der Hauptstadt das nunmehr allen Firmen offenstehende Meister Training Center – der Name ist dem deutschen Titel entlehnt. 

Das Meister Schulungszentrum öffnet seine Tore.

„Zu den Besonderheiten der Ausbildung zählt, dass sie diese mit Beschäftigung kombiniert. Damit füllt sie eine große Lücke, die im Kosovo durch den Trend zu akademisierter Bildung entstanden ist“, erklärt Gunther Zimmer, Leiter des ADA-Büros in Pristina. Zugleich geht es nicht um eine klassische Lehre: Aufgenommen werden ausschließlich junge Leute mit bereits abgeschlossenen Ausbildungen oder Studien, die über eine neunmonatige oder zweijährige Zusatzausbildung vor allem praktische Erfahrung sammeln möchten. Auch die Validierung von Fähigkeiten ist möglich. Meister steht also nicht in Konkurrenz zu bestehenden Berufsausbildungen, wie Leiterin Leunita Luzha betont, sondern ergänzt diese.

Gemeinschaftswerk

Inhaltlich liegt der Fokus auf Mechatronik, Elektromechanik, Elektroinstallation, Wasserversorgung, Heizungs- und Klimaanlageninstallation – Bereiche, in denen der produzierende Sektor händeringend nach Fachkräften sucht. „Das Meister Training Center wird eine Schlüsselrolle bei der Stärkung und Aufrechterhaltung der Wirtschaft auf nationaler und regionaler Ebene spielen“, ist Luzha überzeugt. 

Das Projekt wurde von GIZ, Helvetas, EYE und ADA koordiniert unterstützt. Die Entwicklungsagenturen aus Deutschland und der Schweiz engagierten sich dabei vor allem bei der Errichtung des Gebäudes, der Maschinenausstattung und der Bereitstellung von Trainingsmaterial. Zudem übernahm die Delegation der deutschen Wirtschaft in Nordmazedonien die Zertifizierung von Ausbildnern. Sie wird auch die Qualität der Prüfungen garantieren – das Zeugnis soll auch im Ausland anerkannt werden können. 

Über eine Wirtschaftspartnerschaft mit der Austrian Development Agency wurden daneben Vorbereitungen auf mehreren Ebenen unterstützt, sagt Zimmer. So förderte die ADA die rechtliche Absicherung der Neugründung, die Erstellung der speziell ausgestalteten Curricula durch Experten des Berufsförderungsinstituts BFI Burgenland und den Kapazitätenaufbau in den Ministerien, welche die Genehmigung der Ausbildung letztlich verantworten. 

Werben um Unternehmenspartner

Zudem ermöglichte die ADA Werbekampagnen und das Networking mit den Firmen, die im Fall einer Kooperation mehrere Voraussetzungen erfüllen müssen. Unter anderem ist von ihnen ein interner Ausbildner zu stellen. „Im Kontakt mit den Firmen ging es darum, das Meister Training Center bekannt zu machen, die Vorteile aufzuzeigen, aber auch Vorbehalte zu überwinden. Diese betreffen vorwiegend die ungewohnte Tatsache, dass Mitarbeiter während der außerbetrieblichen Ausbildung im Ausmaß von etwa einer Woche im Monat nicht verfügbar sind“, erklärt Luzha. 

Werben vor jungen Menschen an einer Hochschule für den Besuch von Meister TC

Bei den Studenten, die auf Schulen und Hochschulen angeworben werden, ist wiederum vor allem der Einwand zu entschärfen, dass sie für die Ausbildung – ebenfalls anders als gewohnt – zahlen müssen. Luzha argumentiert, dass die Kurse mithilfe des Einkommens, das die Teilnehmer in den Betrieben verdienen, leicht erschwinglich sind. 

Erste Schritte

Noch am Tag der offiziellen Eröffnung konnten die ersten acht Mechatronik-Absolventen ihr Abschlusszeugnis entgegennehmen. Derzeit besuchen vier Elektriker und drei Installateure eine Schulung. „Wir möchten nichts überstürzen“, sagt Leunita Luzha über die noch spärlich besuchten Kurse, „die Dinge brauchen ihre Zeit. Und Qualität ist uns wichtiger als Quantität.“ Sie ist zuversichtlich, das Haus voll zu bekommen und dann auch in der Lage zu sein, den Betrieb wirtschaftlich zu führen. 

„Der Plan sieht vor, in den nächsten drei Jahren mindestens 250 junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren auszubilden“, so Zimmer. „In weiterer Folge soll die Ausbildung auch anderen privaten wie öffentlichen Trägern zugänglich gemacht werden, damit der Fachkräftebedarf im ganzen Land gedeckt werden kann.“ Ymeri selbst arbeitet bereits daran, das Modell nach Albanien zu transferieren – um auch dort den Arbeitsmarkt zu stärken. 


Joint Venture

Trainingscenter im Kosovo

Meister TC: Gründer und Management mit Bürokräften und Trainern

Die vom kosovarischen Unternehmer Hysni Ymeri ab 2007 aufgebaute Hymeri Gruppe umfasst heute Hymeri Elevators Kosova, Hymeri Elevators Albania, Hymeri Kleemann Albania und seit 2015 die in Berlin angesiedelte Hymeri Aufzüge. 2011 wurde die auf Lifte und Rolltreppen spezialisierte Gruppe mit Mjeshtri um einen Facility Manager ergänzt. Das Meister Training Center wurde 2017 als privater Ausbildungsträger gegründet.

Fotos: Hymeri