Mit einem Dank an die österreichische Exportwirtschaft, „das Kronjuwel unserer Wirtschaft“, eröffnete Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer den diesjährigen Exporttag am 25. Juni. Rund 3.000 Interessierte waren in die Wirtschaftskammer Österreich gekommen, 70 Wirtschaftsdelegierte standen für Beratungsgespräche bereit. Mahrer erinnerte daran, dass dank der fortgesetzten Leistung der österreichischen Unternehmen im Vorjahr mit einem Exportvolumen von 150 Mrd. Euro neuerlich ein Rekord erzielt wurde, und nannte nächste Ziele: „Wir haben uns für 2020 die Erreichung von 160 Mrd. Euro vorgenommen.“ 

Mahrer setzt dabei stark auf neue Märkte. So gehe es darum, nach Südostasien „vorzustoßen“, wo erst vor kurzem ein Außenwirtschaftsbüro in Vietnam eröffnet wurde, daneben biete Afrika großes Potenzial. Auch bei den Innovationen wolle man Schwerpunkte setzen, „das Trumpf-Ass“ sei dabei die Klima- und Umwelttechnologie. Hier gelte Österreich international als Vorbild, neun von zehn Auslandsdelegationen interessierten sich gerade für diesen Bereich, so Mahrer.

Förderprogramm

Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl zeigte sich überzeugt davon, dass eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte möglich ist. Um die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen im Ausland zu stärken, arbeite ihr Ministerium an der Umsetzung von Strategien wie der Außenwirtschaftsstrategie. Zudem gab Udolf-Strobl die Fortsetzung von Go-International, der gemeinsamen Exportinitiative von Bundesregierung und Wirtschaftskammer, bekannt. Go-International bietet österreichischen Exportbetrieben seit 2003 maßgeschneiderte Unterstützung und soll nun bis 2021 1.700 neue Exporteure gewinnen und für mehr als 3.000 Unternehmen neue Märkte eröffnen.


Neue Chance

Anlässlich des Exporttags im Juni 2019 unterzeichnete Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl mit Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer eine Absichtserklärung über die Verlängerung der Exportoffensive Go-International um weitere zwei Jahre. Die Fördermittel werden sich bis 31. März 2021 auf 25,6 Mio. Euro belaufen, inhaltliche Schwerpunkte sind Standortsicherung, Wachstumsmärkte und Zukunftsbranchen sowie Digitalisierung, Innovation und Technologie. Laut Wilhelm Nest, dem Leiter der Internationalisierungsoffensive, bilden der Branchenfokus – Technologie, Mobility, Gesundheit, Nahrungsmittel, Bau, Energie, Maschinenbau, Dienstleistungsexport und Kreativwirtschaft – sowie die Direktförderungen das Herz des Programms. Durch letztere können Kosten für den Markteintritt, für den digitalen Auslandsauftritt sowie für Schulungen und Beratungen im Zusammenhang mit dem internationalen Projektgeschäft mit bis zu 50 Prozent übernommen werden. „Am stärksten nachgefragt sind ganz allgemein sämtliche Direktförderungen, dazu die Plätze bei Österreich-Ständen auf internationalen Leitmessen und generell unsere Networking-Events im Ausland, wo wir österreichische Firmen gezielt vor Ort vernetzen“, sagt Nest aus Erfahrung.


Die zahlreichen Info-Sessions des Exporttags drehten sich um Zukunftstrends in den Bereichen Medizin, Handel, Arbeitsplatz, Marketing, Shared Economy und Datensicherheit. Den Impuls dafür legte der kanadische Zukunftsforscher und Berater Jesse Hirsh in seiner Keynote über Möglichkeiten und Grenzen von Künstlicher Intelligenz.

Vor den Vorhang

Bereits am Vorabend des Exporttags wurde exzellentes internationales Engagement österreichischer Unternehmen im Rahmen der sogenannten Exporters‘ Nite gewürdigt. 20 Unternehmen wurden dabei mit dem diesjährigen Exportpreis ausgezeichnet (Details im Kasten unten), rund 270 Unternehmen hatten sich darum beworben. „Wir zeichnen neue Ansätze aus, die Österreichs Außenwirtschaft beleben – von außergewöhnlichen Marketingstrategien bis zu unentdeckten Nischenanbietern“, erklärte Michael Otter, Leiter der Außenwirtschaft Austria. In sechs Sparten wurde jeweils Gold, Silber und Bronze vergeben, dazu kamen Sonderpreise für Global Player und erstmals der Global EcoVision Award, mit dem herausragende ökologische Innovationen gewürdigt wurden. Der Expat Award ging an Sieglinde Kaiser vom Kunststoffverarbeiter Polytech.


Exportpreis 2019

Sechs mal Gold und zwei Sonderpreise gingen an folgende Unternehmen:

FACC: Leichtbau für die Flugfahrt
Kategorie Gewerbe und Handwerk

Die FACC AG mit Sitz in Ried im Innkreis produziert seit 30 Jahren Leichtbaukomponenten und -systeme für die Aerospace-Industrie. Die Exportquote liegt bei 100 Prozent, der Umsatz hat bereits 750 Mio. Euro erreicht. FACC beschäftigt 3.500 Mitarbeiter in 13 Ländern. Die Produktion erfolgt in Österreich sowie in China, Indien und in den VAE.

Pessl: Fernüberwachung am Feld
Pessl: Fernüberwachung am Feld
Kategorie Handel

Die vor 35 Jahren in Weiz gestartete Pessl instruments entwickelt und vertreibt unter dem Label iMetos elektronische Wetterstationen sowie Mess- und Pflanzenschutzwarngeräte für die Landwirtschaft in 80 Ländern. Pessl ist mit 125 Mitarbeitern und acht Vertriebsbüros in Europa, den USA, in Brasilien, in Südafrika, der Ukraine und Türkei vor Ort.

Miba: Bauteile für Elektromotoren
Kategorie Industrie

Miba,1927 aus einer Schlosserei in Laakirchen entstanden, ist mit seinen Produkten strategischer Partner der internationalen Motoren- und Fahrzeugindustrie. Der Konzern verfügt über 26 Produktionsstandorte in Europa, Asien, Nord- und Südamerika und beschäftigt mehr als 7.400 Mitarbeiter. Der Umsatz liegt schon dicht an einer Mrd. Euro.

Inteco: Hightech für Stahlindustrie
Kategorie Information & Beratung

Inteco melting and casting technologies, gegründet 1973 in Bruck an der Mur, liefert als einziger Produzent weltweit Anlagen und Technologien für die gesamte Prozesskette der Stahlherstellung. Die Exportquote liegt bei 90 Prozent, der Umsatz bei 380 Mio. Euro. 200 Mitarbeiter arbeiten in Österreich, Brasilien, China, Indien, Italien und den USA.

Cineplexx: Kino bis Thessaloniki
Kategorie Tourismus & Freizeit

Cineplexx Kinobetriebe, 1993 von Constantin Film gegründet und heute in Familienbesitz, startete mit Cineplexx International im Jahr 2000 das Auslandsgeschäft – von Südtirol über den Balkan, Rumänien, Bulgarien bis Griechenland. Heute erreicht Cineplexx mit 1.500 Mitarbeitern und 44 Kinos in elf Ländern einen Umsatz von 140 Mio. Euro.

GKB: Gütertransport bis Nordchina
Kategorie Transport & Verkehr

Der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb stieg gleich nach der Eisenbahnliberalisierung in Europa 1991 mit Joint Ventures in den internationalen Güterverkehr ein. Heute ist er mit den Töchtern LTE–Logistik und Transport sowie Adria Transport (gegründet 2000 bzw. 2005) in fast ganz Europa tätig. Aktuell reicht die Geschäftstätigkeit bis China.

Voestalpine: Wasserstoff-Projekt
Sonderpreis Global Ecovision

Unter dem Titel H2FUTURE treibt die Voestalpine AG ein europäisches Flaggschiffprojekt zur Dekarbonisierung energieintensiver Industrien voran. Dazu wurde am Firmengelände in Linz die weltgrößte Pilotanlage zur CO2-freien Herstellung von Wasserstoff errichtet. Ziel ist, Koks und Kohle durch „grünen“ Wasserstoff zu ersetzen.

Greiner: Kunststoff für jeden Bedarf
Sonderpreis Global Player

Die Greiner AG mit Sitz in Kremsmünster ist mit vier Sparten in der Kunststoffverarbeitung und Schaumstoffproduktion tätig. Das Familienunternehmen mit 150-jähriger Geschichte beschäftigt an mehr als 140 Standorten knapp 11.000 Mitarbeiter und erreicht einen Umsatz von 1,6 Mrd. Euro. Die Exportquote liegt bei 87 Prozent.

Fotos: Frank Helmrich/WKO, FACC/Bartsch, Miba, Inteco, 2 Wikimedia, H2Future, Greiner AG