Interview

Grüner Stahl

Ausgabe 85 – Jänner | Februar 2020

Der Österreicher Markus Roselieb baut in Thailand Gebäude aus Bambus, einem für ihn „faszinierenden Baumaterial mit Imageproblem“.

Markus Roselieb, Chiangmai Life Architects
Warum bauen Sie mit Bambus? 

RoseliebFür Bambus spricht viel: Es ist ein von der Natur hergestelltes verstärktes Rohr, das während der Produktion Emissionen bindet und damit den Planeten reinigt. Wer sich damit auskennt, kann es für alles verwenden, wozu man Stahl einsetzt. Ich setze beispielsweise bei Gebäuden auf Fachwerke aus gebündelten, besonders faserreichen Bambusrohren und baue damit Hallen mit bis zu zwanzig Metern Weite, die Erdbeben und Stürme überdauern. 

Wo bekommen Sie den Bambus her?

Roselieb: Ich benötige sechs Arten von Bambus, die ich aus der Umgebung von Chiang Mai zukaufe. In Thailand gibt es allerdings kaum Plantagen. Bambus darf aus Community Forests, die die Dörfer verwalten, geerntet werden. Hier fehlte es anfangs noch an Know-how, etwa wie man Bambus richtig auswählt und schneidet. Aber es tut sich viel. In Thailand wächst die Einsicht, dass Bambus eine wichtige Ressource ist.

Wer sind Ihre Kunden?

Roselieb: Ich designe für Kunden von Panama bis China und baue in Thailand. Es sind vor allem Angehörige der oberen Mittelschicht, die sich für Bambus interessieren. Dem Durchschnittsbürger fehlt noch die Offenheit, alternative Materialien ernst zu nehmen. Dabei spricht viel dafür. Normale Dächer benötigen beispielsweise eine Isolierung und darüber eine Decke, damit es schöner aussieht. Da so die Luft nicht zirkulieren kann, braucht es dann eine Klimaanlage. Bei Bambusdächern geht‘s einfacher: Das Material ist isolierend und sieht gut aus, daher erhält man hohe Räume mit angenehmer Luftzirkulation. Durch falsche Verwendung hat Bambus leider einen schlechten Ruf. Ich hoffe, dass meine Projekte eine Vorbildwirkung erzielen, damit Bambus massentauglicher wird. Vor allem, um dem Raubbau an anderen natürlichen Ressourcen etwas entgegenzusetzen.

Kann man auch außerhalb der Tropen mit Bambus bauen?

Roselieb: Natürlich. Im kühleren Japan und China haben Bambusbauten lange Tradition. Mit Expertise ist es daher überall einsetzbar. Vielleicht weniger in der natürlichen Hohlform, die ich bevorzuge, sondern mehr in Form industriell verarbeiteter Bauelemente. Entscheidend ist, das Material aus der Hippieecke zu holen und für den Nutzer des 21. Jahrhunderts attraktiv zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Chiangmai Life Architects

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