Dass der afrikanische Kontinent ein wichtiger Zukunftsmarkt ist, hat sich mittlerweile in der heimischen Wirtschaft herumgesprochen. Doch wer mehr als nur exportieren und etwa in Kapazitäten vor Ort investieren möchte, stieß bislang bei der Suche nach dem nötigen Kapital für solche wirtschaftlichen Vorhaben in schwierigen Märkten auf eine Lücke. „Gerade für kleinere Projekte oder Projekte mit hohem Risiko wurde seitens der heimischen Wirtschaft immer wieder Bedarf nach neuen Finanzinstrumenten signalisiert“, weiß Michael Wancata, Vorstandsmitglied der Oesterreichischen Entwicklungsbank OeEB, zu berichten (siehe Interview). 

Neues Instrument, Neue Strategie

Ausgehend von diesem Bedarf rief das Bundesministerium für Finanzen beim „High-Level Forum Africa-Europe“ Ende 2018 eine neue Investitionsfazilität für kleine und mittelständische Unternehmen ins Leben und beauftragte die OeEB mit der Umsetzung. Die neue African-Austrian SME Investment Facility bietet zum einen Beteiligungskapital und zum anderen nachrangige Darlehen – sogenanntes Mezzaninkapital – zwischen 500.000 und 1,5 Mio. Euro für wirtschaftlich tragfähige Investitionsvorhaben in afrikanischen Märkten. „Wir schließen damit eine bestehende Lücke zwischen den Wirtschaftspartnerschaften der Austrian Development Agency ADA und größeren Finanzierungs- und Beteiligungsprojekten der OeEB“, so Wancata. 

Dazu passend stellte die OeEB Anfang Juni ihre neue Strategie unter dem Titel „Financing our Shared Future“ vor und möchte demnach neben klimarelevanten Finanzierungen künftig einen noch stärkeren Fokus auf afrikanische Märkte legen. „Letztlich schafft nur eine nachhaltige Entwicklung des Privatsektors Perspektiven für die Menschen vor Ort. Wir wollen daher ein Fünftel unseres Neugeschäfts in Afrika aufstellen“, betont Wancata.

Internationaler Trend

Auch die deutsche Bundesregierung möchte im Rahmen der während der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 lancierten Initiative „Compact with Africa“ den Weg für Unternehmen in afrikanische Märkte mittels neuer Finanzierungsinstrumente und mehr Anlaufstellen vor Ort ebnen. Die deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft DEG etwa finanziert ab sofort aus Mitteln des Entwicklungsinvestitionsfonds nachrangige Darlehen von 750.000 bis vier Mio. Euro über eine Laufzeit von drei bis sieben Jahren für europäische Unternehmen, die in ausgewählten afrikanischen Ländern investieren wollen. Das Besondere daran: Unter „AfricaConnect“ können auch private Unternehmen mit Sitz in Afrika gefördert werden, wenn sie europäische Anteilseigner oder langfristige Vertragsbeziehungen mit europäischen Partnern haben. In Zukunft wird die Finanzierungslücke für vielversprechende Projekte in afrikanischen Märkten also hoffentlich bedeutend kleiner ausfallen.

Foto: OeEB

Interview mit Michael Wancata, OeEB

Michael Wancata, Vorstandsmitglied OeEB

Lückenschluss

OeEB-Vorstand Michael Wancata freut sich bereits über erstes Interesse heimischer Unternehmen am neuen Finanzierungsinstrument.